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Nachschau

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  Markus Kronthaler; Uraufführung
Nanga Parbat – Menschen im Grenzbereich
Szenische Multimedia-Performance

Wer den "üblichen" Bergsteiger-Gipfelstürmer-Diavortrag erwartet, wird positiv “enttäuscht” sein. Was Markus Kronthaler da präsentiert, hat absolute Bühnenqualität und liefert in dieser Form ein völlig neues, kreatives Konzept lebendiger Dokumentation. Die Szenische Multimedia- Performance "Nanga Parbat - Im Grenzbereich", die am 16. April in der Kufstein Arena ihre Uraufführung erlebt, erforderte Monate lange, intensive und aufwändige Arbeit an Konzept, Drehbuch, Regie und an der Umsetzung in Wort, Bild und Musik.

zur Website des Künstlers

Spielort: Kufstein Arena
Datum: Sa, 16. Apr 2005
Einlass: 19:00
Beginn: 20:00
Wunderlich Gastronomie: Ja


Programmbeschreibung:

Allein der erste Teil – die Geschichte und längst überfällige, ausführliche Würdigung der Leistungen des Kufsteiner Bergsteigers Peter Aschenbrenner als Teilnehmer der dramatischen Expeditionen 1932 und 1934, und als bergsteigerischer Leiter der berühmten Erstbesteigungs-Expedition von 1953 (Hermann Buhl) – erforderte eine aufwändige Spurensuche. Akribische Recherchearbeiten in den Archiven und Gespräche führten Markus Kronthaler dabei zu den letzten Überlebenden dieser historischen Expeditionen. Diese Kontakte reichten zum Teil bis in die USA. Die daraus resultierenden Erkenntnisse – und die historischen Hintergründe - werfen in der von ihm künstlerisch umgesetzten Form zum Teil ein völlig neues Licht auf die Bewertung der Ereignisse am Nanga Parbat. Präsentiert werden Sie anhand alter Bild-, Film- und Tondokumente, Aussagen von Zeitzeugen und durch die szenische Umsetzung auf der Bühne.

Für den zweiten Teil musste Markus Kronthaler im übertragenen Sinne nochmals auf den Nanga Parbat. Sicher kein leichtes Unterfangen für den Leiter der Bergführerexpedition 2004, der als Bergsteiger und Bergretter im Mittelpunkt der dramatischen Ereignisse stand und nach seiner Rückkehr vom Berg vom von anderer Seite entfachten Medienrummel überrascht wurde.

Warum Begriffe wie “Gipfelsieg” (ein Mitglied des Teams erreichte übrigens den Gipfel des Nanga Parbat) und “Erfolg” für ihn und sein Team in den Hintergrund traten, wie die Interaktion zwischen den beiden österreichischen Expeditionen und der in Bergnot geratenen sächsischen Expedition war, und welche unglaublichen Leistungen und Ereignisse hier im Grenzbereich stattfanden, wird Markus Kronthaler in der ihm eigenen bescheidenen und menschlichen Art künstlerisch darstellen und resümieren. In der szenischen Umsetzung auf der Bühne kommen Live-Dokumente aus den Archiven der Teilnehmer, Tondokumente (Funkverkehr etc.) und auch Filmmaterial des berühmten Bergfilmers Gerhard Bauer, der ebenfalls live vor Ort war, zum Einsatz. Nach mehreren Berichten und Aufbereitungsversuchen rund um die Nanga-Parbat-Expeditionen 2004 darf man/frau gespannt sein, zu welchen Ergebnissen Markus Kronthaler in der künstlerischen Umsetzung seiner Erlebnisse und Erfahrungen im Grenzbereich kommt.

Begleitet wird der Abend vom Pianisten Peter Ludwig, der dem Publikum in Kufstein bereits von der Iris Berben Lesung (im Rahmen der “Wunderlichen Kulturtage 2003”) wohl bekannt und in begeisterter Erinnerung ist. Ein begnadeter Musiker, der aus einem simplen 3/4-Walzer-Takt ein abendfüllendes, improvisiertes Jazzhappening machen kann und der die Geschichten rund um den Nanga Parbat auf seine ganz spezielle, musikalisch-virtuose Weise mit erzählt und interpretiert.

Ein Abend, der sicher einen der Höhepunkte der diesjährigen Saison von “Woaßt eh!!!!! – Wunderliche Kulturtage in Kufstein” darstellt und den man/frau sich nicht entgehen lassen sollte. Neben den üblichen Ermäßigungsberechtigten erhalten auch Bergkameraden/innen und Mitglieder der Alpenvereine ermäßigten Eintritt. Text: Denis Klein

Anmerkungen des Künstlers:

Nanga Parbat - im Grenzbereich, ein multimedialer und künstlerischer Abend mit Markus Kronthaler (16.April 2005)

Eineinhalb Stunden vor Veranstaltungsbeginn hat sich bereits eine Menschentraube vor den Eingangstoren der neuen Kufstein-Arena gebildet. Und immer mehr strömen herbei. Eine Stunde vor Beginn steht den Mitarbeitern des Veranstalters Kulturverein Wunderlich die Panik ins Gesicht geschrieben: Mit diesem Massenansturm hätte niemand gerechnet. Das Interesse ist ungeheuer - dabei steht kein Rockkonzert auf dem Programm, kein Clubbing oder Fußballspiel: Ein Bergsteigervortrag des Kufsteiners Markus Kronthaler über den Nanga Parbat, jenen "deutschen Schicksalsberg", zu dem aber gerade die Kufsteiner eine besondere Affinität haben, lockt die Massen jeden Alters in freudig gespannter Erwartung.

Um 20:00 Uhr ist der Saal zum Brechen voll, die Galerie muss geöffnet und zusätzliche Stühle herbeigebracht werden, dennoch müssen viele enttäuschte Interessierte an der Tür abgewiesen werden. Es wird dunkel - ein schwarz/weiss-Film flimmert auf der Leinwand hinter dem Podium: "Der Nanga Parbat ist besiegt" ertönt es im unverkennbaren Tonfall deutscher Wochenschauen der Fünfzigerjahre. Und schon befinden wir uns mitten drin, in einer Zeit, als Bergsteigen noch ein Kampf gegen die Mächte der Natur, ein Gipfel zu bezwingen, ein Berg zu besiegen war.

Im ersten Teil der Veranstaltung, die - wie sich bald herausstellt - weit davon entfernt ist, nur als Vortrag bezeichnet werden zu können, der aber gerade auch der Begriff "show" sicher nicht gerecht werden kann, werden die historischen Expeditionen von 1932 bis 39 und 1953 akribisch aufgearbeitet. In monatelanger Recherche und Puzzlearbeit hat Kronthaler Informationen aus verschiedensten Archiven zusammengetragen. Bilder, Filme und Tonaufnahmen gesammelt, Bücher Zeitungsberichte, Notizen, Briefe und Tagebücher studiert, Interviews mit Zeitzeugen und Angehörigen geführt und all dies zusammengefügt und verdichtet. Mit Gedichten und Texten - vorgetragen vom ORF-Sprecher Hubert Gogl - angereichert und musikalisch umrahmt durch die großartigen Improvisationen des Pianisten Peter Ludwig hat er ein kleines Gesamtkunstwerk geschaffen, das die Zuseher mehr als eine Stunde in seinen uneingeschränkten Bann zieht.

Kronthaler versteht es, nicht nur Fakten aneinanderzureihen, sondern eine Geschichte zu erzählen. Die Geschichte von der Faszination des Berges, von der Abenteuerlust, von Pionieren, aber auch vom Missbrauch des Bergsteigens zu ideologischen Zwecken, davon, wie aus der Lust des Individuums, seine Möglichkeiten und Grenzen am Berg zu erfahren, eine Volkssache, ein Rassenkampf, eine Verklärung völkischer Tugenden wird. Kronthaler schreckt dabei auch nicht davor zurück, den NS-Reichssportminister im Film selbst zu Wort kommen zu lassen, zeigt, wie sich die Propaganda-Maschinerie der Bergsteiger bemächtigt und sie für ihre schrecklichen Ziele missbraucht.

Einen wesentlichen Part des historischen ersten Teils nimmt die Person Peter Aschenbrenner ein. Für Aschenbrenner, wie Kronthaler aus Kufstein, war der Nanga Parbat ein Lebensziel: Bereits 1932, bei der ersten "deutschen" Nanga Parbat Expedition dabei, war er auch Mitglied der desaströsen Expedition von 1934, die zahlreiche Menschenleben forderte, und schließlich 1953 bergsteigerischer Expeditionsleiter, als der Nanga Parbat von Hermann Buhl erstbestiegen wurde. Kronthaler forschte im Familienarchiv, fand bislang unverwertetes Material und gewann auch im Gespräch mit der Familie neue Erkenntnisse über den Menschen Aschenbrenner.

Ein ergreifender Augenblick eröffnet sich, als Kronthaler das 1953er Expeditionsmitglied Hermann Köllensberger, persönlich im Publikum anwesend, überraschend auf die Bühne bittet, um spontan und höchst dramatisch die letzten Tage des Gipfelanstiegs unter Hermann Buhl zu schildern. Ein persönlicher und authentischer, zugleich sehr menschlicher Erlebnisbericht eines Zeitzeugen, der niemanden unberührt lässt. Kronthaler übernimmt vom sichtlich ergriffenen Köllensberger und bringt das Abenteuer Nanga Parbat 1953 mit der Erstbesteigung am 3. Juli 1953 zum Abschluss.

Im zweiten Teil hat sich vieles verändert - die Bilder sind farbig geworden, bunt auch die Kleidung, digitale Videos ersetzen flimmernde schwarz/weiss Filme. Moderne Kunststoff- statt Hanfseile, Daunen- statt Wolljacken. Der Berg aber ist derselbe. Nanaga Parbat Expedition 2004. Sechs Männer unter der Leitung Kronthalers selbst, stellen sich dem Berg. Nicht nur die Ausrüstung hat sich geändert - GPS und Satelitentelefon gehören heute selbstverständlich zum modernen Equipment des Höhenbergsteigers - sondern vor allem die "Bergideologie". Der Berg wird bestiegen, nicht bezwungen. Der Bergsteiger sucht nicht Kampf und Sieg gegen den Berg sondern sich selbst, seine Fähigkeiten und Grenzen am Berg. Die Gruppen sind kleiner und tragen ihre Ausrüstung selbst - dafür haben sie leichte, funktionale Kleidung und technische Mittel, von denen die Pioniere der Dreißiger Jahre nicht zu träumen gewagt hätten. Doch trotz aller Unterschiede vermittelt Kronthaler, was die Männer von 1932 mit jenen von 2004 vereint - Wille, Lust, Mut und der Einsatz aller physischen und psychischen Kräfte bis zum Äußersten, um dem Mythos Berg - dem Mythos Nanga Parbat näher zu rücken, auf den Grund zu gehen.

Die Zuseher leben mit der Gruppe mit, erleben die Kontaktaufnahme mit anderen Expeditionen, das Warten, die Höhenanpassung, das Herantasten an den Berg, die zahlreichen Aufstiege und Abstiege, aber auch körperliche und mentale Rückschläge durch Wetter, Wind und Lawinen. Ein filmisches Highlight gelingt dem im Lager anwesenden Bergfilmer Gerhard Bauer, als er eine gigantische Eislawine filmt, die sich mehr als 3000 Meter über die Wand in Richtung Basislager vorkämpft. Schlagartig wird auch dem Unbedarftesten klar, dass kein Mensch diese Naturgewalten überlebt hätte, dass nicht nur persönliches Können, Kraft und Mut ausschlaggebend für die Rückkehr vom Berg sind, sondern dass hier mit Mächten gerechnet werden muss, die nicht beherrschbar, nicht kalkulierbar, nicht bezwingbar sind - Mächte, vor denen der Mensch auch im einundzwanzigsten Jahrhundert kapitulieren und seine Ohnmacht eingestehen muss.

Als am 19. Juni 2004 einer der sechs, der Salzburger Herbert Rainer, in das Basislager zurückgekehrt berichtet, den Gipfel erreicht zu haben, schöpft der Zuseher mit Kronthaler neuen Mut.

Am 1. Juli 2004 erreichten uns an den heimischen Frühstückstischen die Schreckensmeldungen der Zeitungen, die Horrovisionen aufkeimen ließen: Die österreichische Nanga Parbat Expedition unter Kronthaler steckt auf über 7000 Metern in Bergnot! Kronthaler spart auch dieses Kapitel nicht aus und nutzt die Gelegenheit, Klarheit in die seinerzeitigen Vorkommnisse zu bringen, die durch übereilte Medienberichte zu einem verzerrten Bild in Europa geführt haben: Die Anspannung steigt, kein Laut ist in der übervollen Halle zu hören, als Krontaler die schicksalshaften Augenblicke am Berg schildert. Der Kampf gegen das Aufgeben des eigenen Körpers, gegen die Resignation. Die immer neue Motivation, der Wille gegen das Aufgeben und schließlich der Mut zur Aufgabe. Berührend schildert Kronthaler was im Inneren des Bergsteigers auf 8000 Metern vorgeht, wenn er nach monatelanger Vorbereitungszeit, nach Entbehrungen und Anstrengungen an der Grenze des menschlich Erträglichen entschließt, 100 Meter unter dem Gipfel umzukehren. Keiner der Österreicher erreicht an diesem Tag, der letzten verbleibenden Möglichkeit, das Ziel. Aufgrund der hereinbrechenden Nacht kehrt die Gruppe ins Lager 4 zurück. Doch eine zweite deutsche Gruppe geht weiter, besteigt im Dunkeln den Gipfel und gerät in die Katastrophe. Ein Bergsteiger stirbt beim Absturz während des Abstieges, zwei andere verirren sich und werden am Ende ihrer Kräfte aufgefunden.

"… in der ersten Reihe fußfrei nimmt das Drama seinen Lauf …" Die Spannung steigt schier ins Unermessliche als der Alpinhistoriker Jochen Hemmleb, der die irrenden Lichter am Berg vom Basislager aus verfolgt, machtlos zu helfen, das Mikrophon ergreift und seinen literarisch hervorragenden, ergreifenden und zugleich beklemmenden Erlebnisbericht vorträgt. Kronthaler und seine Gruppe bleiben einen Tag und eine Nacht länger in der Todeszone auf Lager 4, um die schwer angeschlagenen deutschen Bergsteiger zu versorgen und ins Tal zu bringen. Es gelingt dem Vortragenden, die schwere zusätzliche Belastung der Bergsteigerpsyche zu vermitteln, den steten Abbau der Kräfte, wenn zugleich erheblicher zusätzlicher Kraftaufwand gefordert ist, um die angeschlagenen Bergkameraden zu bergen, stützen und abzuseilen …

Die Erleichterung der Bergsteiger greift auf die Zuseher über, als sie sich nach und nach dem Basislager nähern, zusätzliche Hilfe erhalten und Gewissheit eintritt, das Abenteuer gut überstanden zu haben. Dass im Nachhinein das Empfinden für die Realität, Wahrheit und Wirklichkeit über das am Berg Geschehene unter den Betroffenen durchaus variiert, ist eines der Phänomene des Berges - in diesen Höhen und unter diesen Bedingungen durchlebt jeder seine eigene Wirklichkeit …

Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass Kronthaler und sein Team mit enthusiastischem Applaus belohnt werden, für einen Abend, der uns - weit über das Thema Berg hinausgehend - den Fragen des menschlichen Seins vielleicht einen Hauch näher gebracht hat.

Dr. Thomas Kraft



Sponsoren:

Drukerei Aschenbrenner
Feldgasse 12
A 6330 Kufstein

www.aschenbrenner.at
info@aschenbrenner.at





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